Antrag: | Positionspapier des KLJB-Diözesanverbands Rottenburg-Stuttgart zum Thema „fair handeln– fair konsumieren!“ |
---|---|
Antragsteller*in: | Armin (AK Neue Medien) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 16.04.2021, 21:29 |
Ä2 zu A5: Positionspapier des KLJB-Diözesanverbands Rottenburg-Stuttgart zum Thema „fair handeln– fair konsumieren!“
Antragstext
Von Zeile 131 bis 133:
gehalten werden, da sich eine artgerechtere Haltung für Landwirte oft nicht oder nur begrenzt rentiertrentabel ist. Diese Art der Tierhaltung überschreitet keine rechtlichen Grenzen, da die Mindeststandards in der Tierhaltung sehr niedrig angesetzt sind.
Die Diözesanversammlung möge beschließen:
1) Das Papier „fair handeln - fair konsumieren“ wird das Positionspa-pier der
KLJB Rottenburg-Stuttgart zum Thema „Fairer Handel“
2) Die Inhalte und Forderungen des Papieres werden in den Verband und nach außen
hin getragen. Der Diözesanvorstand verantwortet die weiteren Schritte hierzu.
3) Die Diözesanebene verpflichtet sich, Anschaffungen und Käufe nach den
Kriterien dieses Papieres vorzunehmen. Überall wo dies möglich ist, soll auf
regionale und/oder fair gehandelte Produkte zurück gegriffen werden.
Text des Papiers:
Wir als KLJB Rottenburg-Stuttgart setzen uns dafür ein, die Gesellschaft, sowie
Politik und insbesondere unsere Jugendlichen auf dem Land für die Themen
Nachhaltigkeit, Fairer Handel und verantwortungsbewusstes Handeln zu
sensibilisieren. Wir als KLJBlerInnen machen uns seit vielen Jahren auf
Bundesebene , im Diözesanverband, in den Bezirken und Ortsgruppen, sowie in
verschiedenen Arbeitskreisen und Kommissionen für Themen, die Jugendliche auf
dem Land betreffen, stark.
Wozu haben wir dieses Positionspapier erstellt? Ganz einfach – wir halten den
Themenkreis von Fairem Handeln, nachhaltigem Konsum etc. für unheimlich wichtig
und möchten hier Wissen und Erfahrung mit Euch teilen und weitergeben. Wir
wollen zeigen: Ihr seid nicht allein! Und nicht zuletzt könnt ihr gerade bei
diesem Themenkreis mit kleinen Veränderungen schon viel bewegen!
Es wird in diesem Papier immer wieder auf den „Fairen Handel“ Bezug genom-men.
Was ist das?
„Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und
Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt.
Durch bessere Handelsbeziehungen und die Sicherung sozialer Rechte für
benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen – insbesondere in den Ländern
des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.
Fair-Handels-Organisationen engagieren sich – gemeinsam mit Verbraucher/innen –
für die Unterstützung der Produzent/innen, die Bewusstseinsbildung sowie die
Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen
Welthandels.“
Gleichzeitig schließen wir uns der Haltung der KLJB-Bundesebene an: „Für die
KLJB geht Fairer Handel über die Ansätze von zertifizierenden Organisationen
hinaus. Fairer Handel ist eine Alternative zum derzeitig bestehenden Welthandel
und macht deutlich, dass es möglich ist, sozial gerecht, ökologisch verträglich
und wirtschaftlich tragfähig zu handeln. Der Faire Handel ist für uns mit
anderen Konzepten wie Regionalität oder Ernährungssouveränität vereinbar.“
Das heißt: Wir als KLJB wollen fair handeln und vor allem fair konsumieren! Die
Entwicklungen in diesem Bereich stellen uns allerdings immer wieder vor neue
Herausforderungen. Folgende fünf Handlungsfelder sehen wir, bei denen wir fair
handeln und konsumieren können:
- Fair konsumieren im Onlinehandel
- Fair Trade und Faire Textilien
- Fair für Tiere
- Faire Region
- Fair für die Natur
Im Folgenden stellen wir die Ist-Situation dar, beschreiben was wir wollen und
stellen Forderungen an verschiedene Akteure und Gruppen der Gesellschaft.
1. Fair konsumieren im Onlinehandel
Ist- Situation:
„Ein Klick- und morgen wird’s geliefert, passt es nicht zu 100% kann man es
sogar kostenlos zurück schicken.“ So oder ähnlich wird für den Einkauf im Netz
geworben.
Hinter diesen Klicks verbergen sich jedoch zumeist die größten Onlinehändler mit
ihren Plattformen. Diese wachsen immer mehr und entwickeln sich zu wahren
Internetgiganten. Da im Internet immer mehr Waren umgesetzt werden, arbeiten
auch kleine und mittlere Händler daran, im Onlinehandel präsent zu sein. Oft
bleibt ihnen aber mangels Reichweite nichts anderes übrig, als ihre Produkte auf
den Plattformen ebenjener Internetgiganten anzubieten.
Dafür muss der Händler dem Internetgiganten sensible Daten offen legen. Dazu
zählen z.B. Lieferantenwege und Rechnungen. So erfährt der große Onlinehändler
von interessanten Artikeln zu attraktiven Konditionen, die er sich direkt
sichern kann. Das führt letztendlich dazu, dass das Wissen des kleinen Händlers
ausgenutzt und er selbst übergangen wird. Diese Geschäftspraktik wurde schon
häufig kritisiert und erweckt den Eindruck, systematisch betrieben zu werden.
Zusätzlich stehen die Internetgiganten oft in der Kritik wegen ihrer Tarif- und
Arbeitsbedingungen.
Was wollen wir:
Uns ist es wichtig, dass die Vielfalt des Angebots beibehalten wird. Dies geht
jedoch nur, wenn wir eine Vielzahl von Händlern haben, die neue Produkte
anbieten und das bestehende Sortiment weiterentwickeln.
Zudem haben wir die Vision, dass die Gesellschaft und unsere Mitglieder den
Trend hin zu wenigen großen Onlinehändlern hinterfragen und bewusst und fair im
Internet einkaufen.
Forderungen:
Wir fordern von unseren Mitgliedern, dass sie sowohl privat als auch für die
KLJB Rottenburg-Stuttgart die Geschäftspraktiken der großen Onlinehändler
hinterfragen, auf faire Vertriebswege achten und dies auch in ihrer Ortsgruppe
vorleben und an ihre Mitmenschen weitergeben.
Wir fordern von Politik und Wirtschaft, dass sie den Rahmen für einen fairen
Onlinehandel bereitstellen. Dies betrifft den Erhalt der Angebotsvielfalt, die
Arbeitsbedingungen vor Ort und den Missstand bei der Retourenvernichtung.
2. Fair Trade und Faire Textilien
Ist- Situation:
Täglich treffen Verbraucher Kaufentscheidungen, die für Produzenten in globaler
Hinsicht, insbesondere in den Entwicklungsländern, weitreichende Auswirkungen
haben. In den Bereichen Textilproduktion und Landwirtschaft wird das deutlich.
In vielen Entwicklungs- und auch in Schwellenländern werden Textilien oft unter
ausbeuterischen Bedingungen hergestellt . Dabei schöpfen Firmen Gewinne ab, ohne
gleichzeitig zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des
Produktionslandes beizutragen. Auch im Bereich der Landwirtschaft gibt es diese
Ausbeutungsmechanismen. Gegen diese Probleme versucht der „Faire Handel“
anzugehen. Immer mehr Menschen möchten mit ihren Einkäufen keine Ausbeutung
unterstützen und kaufen „faire Produkte“ ein. Diese müssen entsprechend
zertifiziert sein. Was aber bedeuten diese Zertifikate? „Die meisten
Zertifizierungen beziehen sich dabei auf Produkte bzw. auf einzelne Bestandteile
von Produkten und nicht auf Unternehmen insgesamt. Es ist hierbei unerheblich,
ob das Unternehmen in anderen Bereichen, bspw. bei der Einhaltung von
ArbeitnehmerInnenrechten, seiner Verantwortung gerecht wird. Auch existieren für
viele Bereiche, bspw. für technische Geräte, noch keine
Zertifizierungsmöglichkeiten. […] Verschiedene Standards und AkteurInnen und die
Vielzahl von Siegeln verunsichern die KonsumentInnen. Auch unterscheiden sich
die verschiedenen Zertifizierungen stark in der Ausgestaltung voneinander.
Dadurch wird die Bewertung eines Siegels und dessen Vorstellung von Fairness
erschwert. Der Zertifizierungsprozess und die anschließenden Audits werden von
den ProduzentInnen in den Ländern des globalen Südens bezahlt. Dies stellt
gerade für kleine Betriebe eine große Hürde dar.“
Es ist also gar nicht so leicht, fair zu konsumieren!
Was wollen wir:
Wir wollen, dass fairer Konsum leichter wird! Uns ist es wichtig, dass die Ver-
braucher sofort erkennen, ob und zu welchem Anteil ein Produkt fair gehandelt
ist. Dafür verweisen wir u.a. auf den Konsumratgeber der KLJB Bundesebene, in
dem sich Siegel für wirklich fair gehandelte Produkte nachschlagen lassen .
Im Namen der KLJB Rottenburg-Stuttgart sollen ausschließlich fair gehandelte
Textilien angeschafft werden.
Forderungen:
Wir fordern von unseren Mitgliedern, dass sie beim Einkauf auf fair gehandelte
Produkte zurückgreifen, insbesondere bei Anschaffungen von Textilien und
Lebensmitteln.
Wir fordern von der Politik, dass das beschlossene Lieferkettengesetzt konse-
quent umgesetzt wird, um die Einhaltung von Mindeststandards in Bezug auf
Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und die Achtung von Menschenrechten über die
gesamte Wertschöpfungskette eines Produkts zu garantieren.
3. Fair für Tiere
Ist- Situation:
Billigfleisch zu Dumpingpreisen: Dies geht jedoch immer zu Lasten des Tierwohls.
Um aktuell konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Lebensmittelhändler tierische
Produkte zu einem billigen Preis anbieten. Das hat zur Folge, dass viele
Nutztiere in kürzester Zeit gemästet, nicht tierwohlgerecht und auf engstem Raum
gehalten werden, da sich eine artgerechtere Haltung für Landwirte oft nicht oder
nur begrenzt rentiertrentabel ist. Diese Art der Tierhaltung überschreitet keine rechtlichen
Grenzen, da die Mindeststandards in der Tierhaltung sehr niedrig angesetzt sind.
Das bedeutet, dass das Angebot von Billigprodukten oft überwiegt und in vielen
Supermärkten nur wenige Produkte aus „guter“ Haltung angeboten werden.
Was wollen wir:
Uns ist es wichtig, dass Nutztiere in der Gesellschaft nicht als Ware, sondern
als Lebewesen wahrgenommen und auch so behandelt werden. Uns ist es ebenso
wichtig, dass die Landwirte, wie es oft geschieht, nicht als Schuldige
abgestempelt werden. Durch angemessene Preise für tierische Lebensmittel wollen
wir erreichen, dass deren Wertschätzung in das Bewusstsein unserer Mitglieder
und der Gesellschaft zurückgeholt wird.
Forderungen:
Wir fordern von unseren Mitgliedern und der Gesellschaft, tierische Produkte
bewusster zu konsumieren, also auf die Haltung der Tiere und die Herkunft der
Produkte zu achten und manchmal auch auf Fleisch und/ oder tierische Produkte zu
verzichten. Gerade hier lohnt es sich, bei regionalen Betrieben zu kaufen, da
dort die Standards meist höher sind.
Wir fordern vom Handel, das Angebot zu überdenken und mehr tierische Pro-dukte
aus „guter“ Haltung anzubieten.
Wir fordern von der Politik so auf die Gestaltung der Preise von tierischen Pro-
dukten einzuwirken, dass eine tierwohlgerechte und nachhaltige Haltung für
Landwirte wieder attraktiver wird.
4. Faire Region
Ist- Situation:
Der zunehmende Onlinehandel hat eine weitere negative Schlagseite, die sich vor
der eigenen Haustüre auswirkt: Dörfer ohne Einkaufsmöglichkeit, teilweise
verwaiste Innenstädte und geschlossene Läden – mit diesen Problemen haben immer
mehr Kommunen zu kämpfen. Gleichzeitig schießen die Frachtmengen bei
Paketlieferdiensten in die Höhe. Waren werden aus Bequemlichkeit online gekauft,
obwohl sie im Markt nebenan ebenfalls verfügbar wären. Lebensmitteln aus Übersee
wird der Vorzug gegeben, weil sie billiger produziert und/oder das ganze Jahr
über zu haben sind.
Auch hier setzt ein begrüßenswerter Gegentrend ein, nämlich regional und (bei
Lebensmitteln) saisonal zu kaufen. Das bedeutet, z.B. Lebensmittel aus dem
näheren Umkreis zu kaufen und bei der Auswahl darauf zu achten, was gerade
verfügbar ist. Wer fair handeln und konsumieren möchte, kann dies hervorragend
tun, indem er regional und saisonal einkauft.
Leider ist aber nicht alles „regional“, wo regional draufsteht.
Der Konsument wird durch das Wort „regional“ zum Kauf verleitet, dabei ist der
Begriff „regional“ nicht genau definiert. Oft stammen nur Teile des Produkts aus
der Region oder der Verpackungsschritt wird in der Region durchgeführt.
Was wollen wir:
Uns ist es ein Anliegen, dass die Konsumenten anfangen abzuwägen: Wo ist es
sinnvoll auf fair gehandelte Produkte mit einem weiten Anfahrtsweg zurück zu
greifen, und wann ist es besser regionale Produkte zu kaufen.
Uns ist es wichtig, dass die Konsumenten sofort erkennen, wie viel Regionalität
wirklich in „regional“ gekennzeichneten Produkten steckt.
Wir wollen durch den Kauf von Produkten aus der Region die Wirtschaft und den
Einzelhändler vor Ort mit einbeziehen und unterstützen.
Forderungen:
Im Namen der KLJB Rottenburg-Stuttgart soll hauptsächlich auf regionale und
saisonale Produkte zurückgegriffen werden.
Von unseren Mitgliedern fordern wir, dass sie bei jeglichen Aktivitäten, die im
Namen der KLJB Rottenburg-Stuttgart stattfinden, auf regionale Produkte von
Einzelhändlern vor Ort (z.B. Getränkehändler, Milchtankstelle, Hofladen,…) zu-
rückgreifen.
Wir fordern von Politik und Handel, den Begriff „regional“ transparenter darzu-
stellen und bevorzugt regionale Produkte zu fördern.
Wir möchten lokale Einzelhändler dazu ermutigen, sich auf innovative Marketing-
und Vertriebswege einzulassen.
5. Fair für die Natur
Ist- Situation:
Wer fair konsumiert, handelt auch fair. Zum fairen Konsum gehört aber diese
Frage: Welche Folgen hat mein persönlicher Konsum? Das bedeutet, sich mit dem
Thema „Müll“ auseinanderzusetzen. Um es beispielhaft am Lebensalltag zu zeigen:
Die in Plastik verpackte Gurke, jedes zweite Jahr ein neues Handy und mit dem
Einweg „Coffee to go“ Becher in den Tag starten - wir produzieren Unmengen an
unnötigem Müll und verbrauchen Ressourcen, ohne uns über die Konsequenzen im
Klaren zu sein.
Für das neueste Modell und wenige neue Funktionen werfen wir voll
funktionsfähige Geräte in den Müll, dadurch werden wertvolle Rohstoffe
verschwendet.
Aus Bequemlichkeit verwenden wir häufig Einwegverpackungen anstatt Verpa-
ckungen, welche öfters wiederverwendet werden können.
Was wollen wir:
Uns ist es wichtig, auf nachhaltigen Konsum zu achten und dadurch unnötigen Müll
zu vermeiden.
Des Weiteren wollen wir darauf achten, alte und gebrauchte Sachen nicht achtlos
weg zu werfen, sondern wieder zu verwenden oder zu reparieren.
Wir wünschen uns, dass zukünftige Generationen nicht unter den Folgen unserer
Müllberge und unseres Ressourcenverbrauchs leiden müssen.
Wir wollen nachdrücklich auf die Aktion „keine Werbung“ und den Beschluss zur
Vermeidung von Kunststoffen der KLJB Bundesebene hinweisen.
Forderungen:
Wir fordern von unseren Mitgliedern, dass sie unnötigen Müll vermeiden, indem
sie beispielsweise auf Mehrwegverpackungen zurückgreifen, auf nachhaltigen
Konsum zu achten und gebrauchte Sachen wiederzuverwerten oder wiederzuverwenden.
Wir fordern vom Handel, auf unnötige und Doppelverpackungen zu verzichten und
vermehrt auf biologisch abbaubare und wiederverwendbare Verpackungen zu setzen.
Wir fordern von der Politik, das Thema Nachhaltigkeit nicht zu vernachlässigen
und weiter im Gesetz zu verankern.
Von Zeile 131 bis 133:
gehalten werden, da sich eine artgerechtere Haltung für Landwirte oft nicht oder nur begrenzt rentiertrentabel ist. Diese Art der Tierhaltung überschreitet keine rechtlichen Grenzen, da die Mindeststandards in der Tierhaltung sehr niedrig angesetzt sind.
Die Diözesanversammlung möge beschließen:
1) Das Papier „fair handeln - fair konsumieren“ wird das Positionspa-pier der
KLJB Rottenburg-Stuttgart zum Thema „Fairer Handel“
2) Die Inhalte und Forderungen des Papieres werden in den Verband und nach außen
hin getragen. Der Diözesanvorstand verantwortet die weiteren Schritte hierzu.
3) Die Diözesanebene verpflichtet sich, Anschaffungen und Käufe nach den
Kriterien dieses Papieres vorzunehmen. Überall wo dies möglich ist, soll auf
regionale und/oder fair gehandelte Produkte zurück gegriffen werden.
Text des Papiers:
Wir als KLJB Rottenburg-Stuttgart setzen uns dafür ein, die Gesellschaft, sowie
Politik und insbesondere unsere Jugendlichen auf dem Land für die Themen
Nachhaltigkeit, Fairer Handel und verantwortungsbewusstes Handeln zu
sensibilisieren. Wir als KLJBlerInnen machen uns seit vielen Jahren auf
Bundesebene , im Diözesanverband, in den Bezirken und Ortsgruppen, sowie in
verschiedenen Arbeitskreisen und Kommissionen für Themen, die Jugendliche auf
dem Land betreffen, stark.
Wozu haben wir dieses Positionspapier erstellt? Ganz einfach – wir halten den
Themenkreis von Fairem Handeln, nachhaltigem Konsum etc. für unheimlich wichtig
und möchten hier Wissen und Erfahrung mit Euch teilen und weitergeben. Wir
wollen zeigen: Ihr seid nicht allein! Und nicht zuletzt könnt ihr gerade bei
diesem Themenkreis mit kleinen Veränderungen schon viel bewegen!
Es wird in diesem Papier immer wieder auf den „Fairen Handel“ Bezug genom-men.
Was ist das?
„Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und
Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt.
Durch bessere Handelsbeziehungen und die Sicherung sozialer Rechte für
benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen – insbesondere in den Ländern
des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.
Fair-Handels-Organisationen engagieren sich – gemeinsam mit Verbraucher/innen –
für die Unterstützung der Produzent/innen, die Bewusstseinsbildung sowie die
Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen
Welthandels.“
Gleichzeitig schließen wir uns der Haltung der KLJB-Bundesebene an: „Für die
KLJB geht Fairer Handel über die Ansätze von zertifizierenden Organisationen
hinaus. Fairer Handel ist eine Alternative zum derzeitig bestehenden Welthandel
und macht deutlich, dass es möglich ist, sozial gerecht, ökologisch verträglich
und wirtschaftlich tragfähig zu handeln. Der Faire Handel ist für uns mit
anderen Konzepten wie Regionalität oder Ernährungssouveränität vereinbar.“
Das heißt: Wir als KLJB wollen fair handeln und vor allem fair konsumieren! Die
Entwicklungen in diesem Bereich stellen uns allerdings immer wieder vor neue
Herausforderungen. Folgende fünf Handlungsfelder sehen wir, bei denen wir fair
handeln und konsumieren können:
- Fair konsumieren im Onlinehandel
- Fair Trade und Faire Textilien
- Fair für Tiere
- Faire Region
- Fair für die Natur
Im Folgenden stellen wir die Ist-Situation dar, beschreiben was wir wollen und
stellen Forderungen an verschiedene Akteure und Gruppen der Gesellschaft.
1. Fair konsumieren im Onlinehandel
Ist- Situation:
„Ein Klick- und morgen wird’s geliefert, passt es nicht zu 100% kann man es
sogar kostenlos zurück schicken.“ So oder ähnlich wird für den Einkauf im Netz
geworben.
Hinter diesen Klicks verbergen sich jedoch zumeist die größten Onlinehändler mit
ihren Plattformen. Diese wachsen immer mehr und entwickeln sich zu wahren
Internetgiganten. Da im Internet immer mehr Waren umgesetzt werden, arbeiten
auch kleine und mittlere Händler daran, im Onlinehandel präsent zu sein. Oft
bleibt ihnen aber mangels Reichweite nichts anderes übrig, als ihre Produkte auf
den Plattformen ebenjener Internetgiganten anzubieten.
Dafür muss der Händler dem Internetgiganten sensible Daten offen legen. Dazu
zählen z.B. Lieferantenwege und Rechnungen. So erfährt der große Onlinehändler
von interessanten Artikeln zu attraktiven Konditionen, die er sich direkt
sichern kann. Das führt letztendlich dazu, dass das Wissen des kleinen Händlers
ausgenutzt und er selbst übergangen wird. Diese Geschäftspraktik wurde schon
häufig kritisiert und erweckt den Eindruck, systematisch betrieben zu werden.
Zusätzlich stehen die Internetgiganten oft in der Kritik wegen ihrer Tarif- und
Arbeitsbedingungen.
Was wollen wir:
Uns ist es wichtig, dass die Vielfalt des Angebots beibehalten wird. Dies geht
jedoch nur, wenn wir eine Vielzahl von Händlern haben, die neue Produkte
anbieten und das bestehende Sortiment weiterentwickeln.
Zudem haben wir die Vision, dass die Gesellschaft und unsere Mitglieder den
Trend hin zu wenigen großen Onlinehändlern hinterfragen und bewusst und fair im
Internet einkaufen.
Forderungen:
Wir fordern von unseren Mitgliedern, dass sie sowohl privat als auch für die
KLJB Rottenburg-Stuttgart die Geschäftspraktiken der großen Onlinehändler
hinterfragen, auf faire Vertriebswege achten und dies auch in ihrer Ortsgruppe
vorleben und an ihre Mitmenschen weitergeben.
Wir fordern von Politik und Wirtschaft, dass sie den Rahmen für einen fairen
Onlinehandel bereitstellen. Dies betrifft den Erhalt der Angebotsvielfalt, die
Arbeitsbedingungen vor Ort und den Missstand bei der Retourenvernichtung.
2. Fair Trade und Faire Textilien
Ist- Situation:
Täglich treffen Verbraucher Kaufentscheidungen, die für Produzenten in globaler
Hinsicht, insbesondere in den Entwicklungsländern, weitreichende Auswirkungen
haben. In den Bereichen Textilproduktion und Landwirtschaft wird das deutlich.
In vielen Entwicklungs- und auch in Schwellenländern werden Textilien oft unter
ausbeuterischen Bedingungen hergestellt . Dabei schöpfen Firmen Gewinne ab, ohne
gleichzeitig zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des
Produktionslandes beizutragen. Auch im Bereich der Landwirtschaft gibt es diese
Ausbeutungsmechanismen. Gegen diese Probleme versucht der „Faire Handel“
anzugehen. Immer mehr Menschen möchten mit ihren Einkäufen keine Ausbeutung
unterstützen und kaufen „faire Produkte“ ein. Diese müssen entsprechend
zertifiziert sein. Was aber bedeuten diese Zertifikate? „Die meisten
Zertifizierungen beziehen sich dabei auf Produkte bzw. auf einzelne Bestandteile
von Produkten und nicht auf Unternehmen insgesamt. Es ist hierbei unerheblich,
ob das Unternehmen in anderen Bereichen, bspw. bei der Einhaltung von
ArbeitnehmerInnenrechten, seiner Verantwortung gerecht wird. Auch existieren für
viele Bereiche, bspw. für technische Geräte, noch keine
Zertifizierungsmöglichkeiten. […] Verschiedene Standards und AkteurInnen und die
Vielzahl von Siegeln verunsichern die KonsumentInnen. Auch unterscheiden sich
die verschiedenen Zertifizierungen stark in der Ausgestaltung voneinander.
Dadurch wird die Bewertung eines Siegels und dessen Vorstellung von Fairness
erschwert. Der Zertifizierungsprozess und die anschließenden Audits werden von
den ProduzentInnen in den Ländern des globalen Südens bezahlt. Dies stellt
gerade für kleine Betriebe eine große Hürde dar.“
Es ist also gar nicht so leicht, fair zu konsumieren!
Was wollen wir:
Wir wollen, dass fairer Konsum leichter wird! Uns ist es wichtig, dass die Ver-
braucher sofort erkennen, ob und zu welchem Anteil ein Produkt fair gehandelt
ist. Dafür verweisen wir u.a. auf den Konsumratgeber der KLJB Bundesebene, in
dem sich Siegel für wirklich fair gehandelte Produkte nachschlagen lassen .
Im Namen der KLJB Rottenburg-Stuttgart sollen ausschließlich fair gehandelte
Textilien angeschafft werden.
Forderungen:
Wir fordern von unseren Mitgliedern, dass sie beim Einkauf auf fair gehandelte
Produkte zurückgreifen, insbesondere bei Anschaffungen von Textilien und
Lebensmitteln.
Wir fordern von der Politik, dass das beschlossene Lieferkettengesetzt konse-
quent umgesetzt wird, um die Einhaltung von Mindeststandards in Bezug auf
Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und die Achtung von Menschenrechten über die
gesamte Wertschöpfungskette eines Produkts zu garantieren.
3. Fair für Tiere
Ist- Situation:
Billigfleisch zu Dumpingpreisen: Dies geht jedoch immer zu Lasten des Tierwohls.
Um aktuell konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Lebensmittelhändler tierische
Produkte zu einem billigen Preis anbieten. Das hat zur Folge, dass viele
Nutztiere in kürzester Zeit gemästet, nicht tierwohlgerecht und auf engstem Raum
gehalten werden, da sich eine artgerechtere Haltung für Landwirte oft nicht oder
nur begrenzt rentiertrentabel ist. Diese Art der Tierhaltung überschreitet keine rechtlichen
Grenzen, da die Mindeststandards in der Tierhaltung sehr niedrig angesetzt sind.
Das bedeutet, dass das Angebot von Billigprodukten oft überwiegt und in vielen
Supermärkten nur wenige Produkte aus „guter“ Haltung angeboten werden.
Was wollen wir:
Uns ist es wichtig, dass Nutztiere in der Gesellschaft nicht als Ware, sondern
als Lebewesen wahrgenommen und auch so behandelt werden. Uns ist es ebenso
wichtig, dass die Landwirte, wie es oft geschieht, nicht als Schuldige
abgestempelt werden. Durch angemessene Preise für tierische Lebensmittel wollen
wir erreichen, dass deren Wertschätzung in das Bewusstsein unserer Mitglieder
und der Gesellschaft zurückgeholt wird.
Forderungen:
Wir fordern von unseren Mitgliedern und der Gesellschaft, tierische Produkte
bewusster zu konsumieren, also auf die Haltung der Tiere und die Herkunft der
Produkte zu achten und manchmal auch auf Fleisch und/ oder tierische Produkte zu
verzichten. Gerade hier lohnt es sich, bei regionalen Betrieben zu kaufen, da
dort die Standards meist höher sind.
Wir fordern vom Handel, das Angebot zu überdenken und mehr tierische Pro-dukte
aus „guter“ Haltung anzubieten.
Wir fordern von der Politik so auf die Gestaltung der Preise von tierischen Pro-
dukten einzuwirken, dass eine tierwohlgerechte und nachhaltige Haltung für
Landwirte wieder attraktiver wird.
4. Faire Region
Ist- Situation:
Der zunehmende Onlinehandel hat eine weitere negative Schlagseite, die sich vor
der eigenen Haustüre auswirkt: Dörfer ohne Einkaufsmöglichkeit, teilweise
verwaiste Innenstädte und geschlossene Läden – mit diesen Problemen haben immer
mehr Kommunen zu kämpfen. Gleichzeitig schießen die Frachtmengen bei
Paketlieferdiensten in die Höhe. Waren werden aus Bequemlichkeit online gekauft,
obwohl sie im Markt nebenan ebenfalls verfügbar wären. Lebensmitteln aus Übersee
wird der Vorzug gegeben, weil sie billiger produziert und/oder das ganze Jahr
über zu haben sind.
Auch hier setzt ein begrüßenswerter Gegentrend ein, nämlich regional und (bei
Lebensmitteln) saisonal zu kaufen. Das bedeutet, z.B. Lebensmittel aus dem
näheren Umkreis zu kaufen und bei der Auswahl darauf zu achten, was gerade
verfügbar ist. Wer fair handeln und konsumieren möchte, kann dies hervorragend
tun, indem er regional und saisonal einkauft.
Leider ist aber nicht alles „regional“, wo regional draufsteht.
Der Konsument wird durch das Wort „regional“ zum Kauf verleitet, dabei ist der
Begriff „regional“ nicht genau definiert. Oft stammen nur Teile des Produkts aus
der Region oder der Verpackungsschritt wird in der Region durchgeführt.
Was wollen wir:
Uns ist es ein Anliegen, dass die Konsumenten anfangen abzuwägen: Wo ist es
sinnvoll auf fair gehandelte Produkte mit einem weiten Anfahrtsweg zurück zu
greifen, und wann ist es besser regionale Produkte zu kaufen.
Uns ist es wichtig, dass die Konsumenten sofort erkennen, wie viel Regionalität
wirklich in „regional“ gekennzeichneten Produkten steckt.
Wir wollen durch den Kauf von Produkten aus der Region die Wirtschaft und den
Einzelhändler vor Ort mit einbeziehen und unterstützen.
Forderungen:
Im Namen der KLJB Rottenburg-Stuttgart soll hauptsächlich auf regionale und
saisonale Produkte zurückgegriffen werden.
Von unseren Mitgliedern fordern wir, dass sie bei jeglichen Aktivitäten, die im
Namen der KLJB Rottenburg-Stuttgart stattfinden, auf regionale Produkte von
Einzelhändlern vor Ort (z.B. Getränkehändler, Milchtankstelle, Hofladen,…) zu-
rückgreifen.
Wir fordern von Politik und Handel, den Begriff „regional“ transparenter darzu-
stellen und bevorzugt regionale Produkte zu fördern.
Wir möchten lokale Einzelhändler dazu ermutigen, sich auf innovative Marketing-
und Vertriebswege einzulassen.
5. Fair für die Natur
Ist- Situation:
Wer fair konsumiert, handelt auch fair. Zum fairen Konsum gehört aber diese
Frage: Welche Folgen hat mein persönlicher Konsum? Das bedeutet, sich mit dem
Thema „Müll“ auseinanderzusetzen. Um es beispielhaft am Lebensalltag zu zeigen:
Die in Plastik verpackte Gurke, jedes zweite Jahr ein neues Handy und mit dem
Einweg „Coffee to go“ Becher in den Tag starten - wir produzieren Unmengen an
unnötigem Müll und verbrauchen Ressourcen, ohne uns über die Konsequenzen im
Klaren zu sein.
Für das neueste Modell und wenige neue Funktionen werfen wir voll
funktionsfähige Geräte in den Müll, dadurch werden wertvolle Rohstoffe
verschwendet.
Aus Bequemlichkeit verwenden wir häufig Einwegverpackungen anstatt Verpa-
ckungen, welche öfters wiederverwendet werden können.
Was wollen wir:
Uns ist es wichtig, auf nachhaltigen Konsum zu achten und dadurch unnötigen Müll
zu vermeiden.
Des Weiteren wollen wir darauf achten, alte und gebrauchte Sachen nicht achtlos
weg zu werfen, sondern wieder zu verwenden oder zu reparieren.
Wir wünschen uns, dass zukünftige Generationen nicht unter den Folgen unserer
Müllberge und unseres Ressourcenverbrauchs leiden müssen.
Wir wollen nachdrücklich auf die Aktion „keine Werbung“ und den Beschluss zur
Vermeidung von Kunststoffen der KLJB Bundesebene hinweisen.
Forderungen:
Wir fordern von unseren Mitgliedern, dass sie unnötigen Müll vermeiden, indem
sie beispielsweise auf Mehrwegverpackungen zurückgreifen, auf nachhaltigen
Konsum zu achten und gebrauchte Sachen wiederzuverwerten oder wiederzuverwenden.
Wir fordern vom Handel, auf unnötige und Doppelverpackungen zu verzichten und
vermehrt auf biologisch abbaubare und wiederverwendbare Verpackungen zu setzen.
Wir fordern von der Politik, das Thema Nachhaltigkeit nicht zu vernachlässigen
und weiter im Gesetz zu verankern.